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Amethystfarbige Zepterquarzegrosse Barytkristalle und Fadenquarzaggregate aus dem Val Giuv, Tujetsch GR
Artikel aus dem Schweizer Strahler Vol.8, Nr.5 Februar 1989, Im August 1986 begannen die beiden Tujetscher Strahler R. Giossi und C. Berther an einer alten Zerrkluft, unterhalb der ersten Motta am Piz Giuv im östlichen Aarmassiv, weiterzuarbeiten.
Der dortige helle, grobkörnige Granitgneis ist sehr hart, so dass man den unbekannten Strahler, der vorgängig an der Kluft arbeitete, verstehen kann, dass er seinerzeit auf weitere Öffnungsversuche verzichtete. Durch unermüdliche Arbeit schafften es nun die beiden Strahler, im Gestein immer wieder neue Hohlräume von ca. 50 cm Länge und 10-15 cm Höhe zu öffnen. Es entstand so innerhalb von zwei Jahren ein zusammenhängender Kluftriss von 6 m Länge, 4.5 m Tiefe und 1.5 m Höhe, der eine horizontale, nach hinten etwas abfallende Spalte bildet. Amethystkristallfunde in dieser Region machten P. Indergand, 1947, und Lukas Monn, 1952, am benachbarten Crispalt. Ob es sich hier um ein analoges Vorkommen oder gar um die gleiche Kluft handelte, ist unbekannt. Ende der 60er Jahre wurde von Giachen Martin Curschellas und Baseli Monn an der dritten Motta am Piz Giuv Amethyst gefunden.
Zum Mineralinhalt dieses Vorkommens:Der zentrale Teil der grösseren Klüfte enthielt grosse, sehr schön ausgebildete, teils aufgewachsene Zepterquarze. Manche der Kristalle die bereits während ihres Wachstums abbrachen, zeigen verheilte Bruchflächen, andere vermochten sich zu doppelendigen Kristallbildungen zu regenerieren.Die milchig getrübten Prismenwachstumsbereiche und manche der klar durchscheinenden Rhomboeder-Wachstumszonen sind leicht rauchquarzfarbig, die jüngeren Rhomboeder-Wachstumsbereiche sind mehr oder weniger tief amethystfarbig (Abb. 1 bis 5).
Die dünnprismatischen Erstbildungen, auf denen die teils sehr grossen, zepterbildenden Kristalle aufsitzen, die 4-5 cm Durchmesser bei 6-8 cm Gesamtlänge erreichen, verschwinden oft weitgehend unter diesen Aufwachsungen. Es scheint dann, als sitzen dicke Doppelender direkt auf den kleinen Quarzkristallen, der Kluftauskleidung, auf. Einzelne Flächen dieser Zepterbildungen zeigen Vertiefungen, die teils an Fensterungen erinnern. (Abb. 1). Es sind dies jedoch verheilte Narben, die vor Abschluss des Kristallwachstums, durch Platzen grosser Fluideinschlüsse entstanden sind. Diese Zepterbildungen enthalten neben wässeriger Lösung und Gasblase flüssiges Kohlendioxid (CO2). Dies zeigte sich auch, als die beiden Strahler ihre Ausbeute vor die Kluft an die Sonne legten. Das unter hohem Druck stehende flüssige CO2 vermochte so etliche Kristalle explosionsartig zu zersprengen. Bei sich zu Hause machten sie beim Waschen der Kristalle mit warmem Wasser nochmals die gleiche Erfahrung. Es ist dies eine Erkenntnis, die schon manche Strahler machten. Bruchstücke von Zepterbildungen, die mit Flusssäure geätzt wurden, zeigten polysynthetische Brasilianer Verzwillingung neben untergeordneten Dauphinéer Zwillingsbereichen. Als Begleiter dieser amethystfarbigen Zepterquarze fehlen seltsamerweise Feldspatmineralien und Calcit. Die Kristalle waren in einen feinschuppigen, blassgrünen Chlorit eingebettet, der durch begleitende Tonmineralien und Limonit erhärtet wurde. Überraschenderweise enthielten die Klufträume sehr gross ausgebildete, leicht violett gefärbte Barytkristalle, die Grössen von 4x2x2 cm aufweisen. Diese Barytkristalle sind flächenarm, sie werden von Prisma (210) und Pinakoid (001) begrenzt. Sie zeigen eine gute Spaltbarkeit nach (210). Ihres hohen spezifischen Gewichtes wegen lassen sich die Kristalle leicht vom oft ähnlich ausgebildeten Calcit unterscheiden. Weitere Begleiter waren tafelige Apatitkriställchen (6 mm Durchmesser) und oxidierte, würfelförmige Pyritkristalle. In den auslaufenden Zonen von Kluftrissen befanden sich Fadenquarzaggregate. Diese zeigen alle eine einheitliche Orientierung (c-Achsen senkrecht zu den Fadenachsen), womit sich eine Vororientierung der gesteinsbildenden Quarzkörner, aus denen die stengligen Erstbildungen der Fadenquarze entstanden sind, erkennen lässt (sog. B-Tektonite), siehe Laemmlein, 1946). Da sich die Kluftwände nahe dem Riss-Ende nicht parallel auseinanderbewegten, zeigen viele dieser Fadenquarzaggregate eine Krümmung. Im Gegensatz zu den Zepterquarzen, die keine Chloriteinschüsse enthalten, zeigen die Fadenquarze dunkelgrüne feinkörnige Chloritphantome.
Literatur:Laemmlein, G.G. (1946): Fragen der Mineralogie, Geochemie und Petrographie, S. 88-109, Akademie der Wissenschaften UdSSR. Aus dem Russischen übersetzt von B.Stalder-Scherrer, 1969. Schweizer Strahler 2, 430-437 (1972).Stalder, H.A., de Quervain, F., Niggli, E. und Graeser, S.(1973): Die Mineralfunde der Schweiz, S.72. Wepf, Basel.
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