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Die geschützte Kluft "Gerstenegg"von Olivier RothEinleitungAlle paar Jahre wird wieder von einem phantastischen Kristallfund berichtet. Solche Funde werden an der Oberfläche in sogenannten Alpinen Zerrklüften gemacht. Würden die Strahler (Kristallsucher) die Kristalle und Mineralien nicht bergen, würden sie innert wenigen Jahren durch die Kräfte der Natur beschädigt, nach und nach durch Wind, Wasser, Eis, Lawinen und Fliessgewässer zerstört um schliesslich als Quarzsand im Meer zu enden. Leider finden die Strahler die Klüfte häufig erst, wenn die Erosion bereits viel Schaden angerichtet hat. Eine Kristallkluft an der Oberfläche unter Naturschutz zu stellen, macht also leider keinen Sinn.Entdeckung und Erschliessung der KluftWunderbar klare Quarze mit Rosafluoriten übersät. Foto: Olivier Roth. Im Jahre 1974 wurde tief im Berginnern am Grimselpass durch die Kraftwerke Oberhasli (KWO) ein Stollen vorgetrieben. Als eines Tages beim Ausgang kein Aushub mehr gefördert wurde, wunderte sich die Bauleitung. Bei der Abbaufront angelangt, fand man die Mineure beim Strahlen (Kristalle suchen) anstatt beim Bohren. Der herbeigerufene, erfahrene Strahler Ernst Rufibach stellte bald fest, dass da nur der Ausläufer einer grossen Kluft angefahren worden war - der Hauptteil der Kluft war durch eine grosse quer liegende Kristallplatte geschützt und somit unversehrt von Sprengungen und strahlenden Mineuren. Bei den grossen Ausmassen und dem wunderbaren Inhalt der Kluft sowie deren Lage tief im Berginnern (1'860m vom Ausgang entfernt) war für Ernst Rufibach schnell klar, dass dieses Naturphänomen unter Schutz gestellt werden sollte (denn diese Kluft tief im Berg ist von den oben erwähnten Erosionskräften geschützt). Dies wurde dann auch bereits im Dezember 1974 vom Berner Regierungsrat so entschieden. 1983 wurde durch die KWO und Ernst Rufibach die Erschliessung der Kluft begonnen. Zwei Jahre später wurde ein kurzer Seitenstollen vorangetrieben um einem breiteren Publikum Einblick die Kristallhöhle zu erlauben. Seit 1987 kann dieses einzigartige Naturphänomen bei Führungen durch das Kraftwerk und die Stollen der KWO bewundert werden. Die Besucher können durch drei Fenster in der Kristallkluft klare, helle Quarzkristalle, Gwindel, Rosafluorit, Calcit und Chlorit erkennen - genau so wie sie gewachsen sind. Das einsehbare Kluftsystem im Grimsel-Granodiorit weist heute eine Länge von 14m auf, wobei allerdings das gesamte System noch grösser ist, bzw. war - ein Teil wurde durch den Stollenvortrieb zerstört und ein anderer Teil ist wahrscheinlich noch im Berg verborgen. Das Grimselgebiet ist reich an Kristallklüften (durch Quadrate gekennzeichnet), wobei im Grimsel-Granodiorit (lila Zone vom Rhonegletscher zum Oberaarsee) mehr Klüfte bekannt sind, als im übrigen Aaregranit (rot hinterlegt). Die roten Quadrate zeigen die Position der berühmten Klüfte am Zinggenstock sowie rechts die Gersteneggkluft. Quelle: LEAD: Learning Earth Dynamics: Zerrklüfte. Die Situation der geschützten Kluft an der Gerstenegg in den Stollen der Kraftwerke Oberhasli (KWO; Bild-Quelle: LEAD, ETH-Z). 1'850m vom Eingang des Zugangsstollens zur Zentrale II der KWO befindet sich die geschützte Kluft "Gerstenegg", rund 500m unter der Erdoberfläche (Bild-Quelle: LEAD, ETH-Z). Ungefähre geografische Lage der Kluft auf Maps.geo.admin.ch . Die Kluft ist ein langgestreckter, elliptischer bis fast zylindrischer Hohlraum von rund 14m Länge und maximal 1m Höhe. Das Muttergestein, der Grimsel-Granodiorit, zeigt in Kluftnähe die klassische Auslaugung und Ausbleichung. Virtuelle Tour durch die KluftAnklickbarer Plan der Kluft:Die drei Kluftteile vorne, mitte und hinten, die besichtigt werden können, sind im Plan farblich markiert, wobei die von den anderen Kluftteilen einsehbaren Bereiche eine Übergangsschraffur aufweisen. Skizze nach Stalder et al., 1987 Die Kluftzonen vorne, mitte und hinten können im obigen Plan angeklickt und interaktiv besichtigt werden. Dazu muss Javascript aktiv sein. Sehr zu empfehlen ist die Vollbildansicht. Dazu das Symbol klicken und mit der Taste 'ESC' wieder zurück in den Normalmodus. PC: Man bewegt sich in der Kluft einfach mit der Maus: klicken und ziehen, einzoomen mit dem 'Scrollrad'. Alternativ kann die Tastatur verwendet werden: Pfeil-Tasten um sich zu bewegen, einzoomen mit der Hochstell-Taste (Shift) oder [+]-Taste und rauszoomen mit der CTRL-Taste (STRG) oder [-]-Taste. In den Bildern können Pfeile angeklickt werden, womit man zum nächsten Kluftbereich gelangt. Mobilgeräte: Navigation mittels Finger: Bewegen mit streichen, Zoomen mit spreizen / zusammenziehen Bilder der StollenfensterDas erste Fenster im Hauptstollen erlaubt einen Einblick in die grösste "Kammer" der Kluft, den unteren Kluftbereich. Das zweite Fenster befindet sich im Seitenstollen und erlaubt einen Blick von der Seite in den mittleren Kluftbereich. Das hinterste Fenster liegt am Ende des Seitenstollens und erlaubt einen Einblick in den oberen Kluftbereich. StereobilderDie folgenden Bilder lassen sich anklicken und dann auf dem Bildschirm in Stereo betrachten. Wer die Bilder nicht räumlich sehen kann, dem ist vielleicht die hier verlinkte Anleitung hilfreich. Darin steht, wie man das mit einem bzw. zwei Kartons doch noch hinkriegt.Die geschützte Kluft besichtigenObige virtuelle Tour kann den Besuch an Ort und Stelle niemals ersetzen - die Grössenverhältnisse und die Untertag-Stimmung sind nur am Originalschauplatz erlebbar.In jedem Reiseführern müsste stehen: "**** ist die Reise wert!" Die geschützte Kluft kann von Juni bis Oktober im Rahmen einer durch die Kraftwerke Oberhasli geführten Kraftwerksbesichtigung in Natur besichtigt werden. Informationen und Reservation unter welcome@grimselwelt.ch oder www.grimselwelt.ch (Suche nach: "kristallkluft"). Weitere Informationen
"Making of"> Was lange währt, wird endlich gut. Die Idee zu dieser virtuellen Tour entstand bereits 2007. Die Fotos entstanden im Frühjahr 2008 und dann wurde die technische Bearbeitung der Bilder und Programmierung dieser Seite in Angriff genommen. Leider kamen da diverse technische Probleme bedingt durch Fehler in den verbreiteten Internet Browsern zutage und auch wurde die verfügbare Arbeitszeit bzw. Freizeit immer rarer. Schliesslich scheint nun eine Lösung gefunden, die auf den gängigen Browsern funktioniert.Ausrüstung und Technik
DankDer KWO und ihren Mitarbeitern, insbesondere den Herren Willener und Künzler, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt für die Unterstützung dieses Projekts. Auch bei der Rettung und Konservierung dieser einzigartigen Kluft hat die KWO einen wichtigen Beitrag geleistet - vielen Dank auch dafür!
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