30 Jahre Mineralien sammeln in den 60er Jahren im heutigen Nationalpark Hohe Tauern
von Günter Torner
Ich war kein Gipfelstürmer, auch wenn ich auf dem Venediger, Lasörling, Kreuzspitze, Weisspitze gestanden bin.
Ich war auch nicht der, der mit schwerem Werkzeug die Klüfte geöffnet hat. Dafür war ich
tagelang mit dem Zelt in den Hochtälern im südlichen Venedigergebiet unterwegs.
Mit leichtem Werkzeug stocherte ich in alten ausgebeuteten Klüften herum, wanderte
die Geröllfelder entlang und suchte die Berghänge ab von der Leidenschaft nach den Kristallen
getrieben. Die meisten Einheimischen suchten damals nur nach Bergkristallen, Calciten, Adularen
und so konnte man überall noch Kleinstufen mit interressanten Mineralien aufsammeln.
Noch heute freuen mich diese herrlichen, formenreichen Apatite, Titanite
und anderen Micromounts unter dem Mikroskop.
Eines der schönsten Sammelgebiete war das Timmeltal mit der Wallhorner Alpe, den Gastacher Wänden,
dem Eissee bis zur Weisspitze.
Da hatte ich mal wieder in einem Spätsommer an einer geschützten Stelle mein Zelt aufgeschlagen
in einer überdachten Spalte hatte ich meinen Kocher aufgestellt, wo ich schon mal einen Tee
oder eine Suppe kochte. Wasser gab es ja genug - auch mal mit einem Tütchen Brause.
Brot und ein Stück Speck, den ich mir beim Bauern geholt hatte und eine Flasche Rum gehörten
zur Ausrüstung. Unter mir im Tal die Kühe über mir eine Herde Ziegen.
Nach einer anstrengenden Tour konnte ich schon mal längere Zeit auf einem Felsvorsprung liegen,
um mich herum die herrlichen Alpenblumen, und dem Steinadler zuschauen der mit Geschrei um den Gipfel
kreiste und gleichzeitig meine Gedanken ausschweifen lassen.
Frühmorgens wurde ich dann vom Pfeifen der Murmeltiere geweckt.
Es konnte aber auch schon mal passieren, wenn ich das Zelt öffnete, dass es in der Nacht geschneit
hatte und alles weiss war. Auch einige Gewitter habe ich erlebt, die aber normalerweise immer
schnell vorbei waren.
Bei einem besonders schweren Unwetter musste ich aber ins Timmeltal absteigen, wo ich in der
Hütte beim Hirten auf der Bank schlief und anderntags wieder aufstieg.
Nach 10 Tagen stieg ich mit meinem schweren Rucksack und zwei Taschen voller Mineralien ab zu meinem Auto,
das ich im Tal an der Isel geparkt hatte. Total erschöpft und ausgelaugt nahm ich nach einer längeren
Pause und einem kräftigen Schluck Rum ein Vollbad in der eiskalten Isel. Nach einer Flasche Bier die
ich vorsorglich bei meiner Ankunft in der Isel gelagert hatte, legte ich mich ins Auto ohne etwas zu
essen und schlief 10 Stunden. Am nächsten Morgen nach Einkauf und ausgiebigem Frühstück ging es nach
Hause. Beim Auspacken stellte ich fest, dass ich eine Tasche am Parkplatz hatte stehen lassen.
Eine Anfrage bei der Gemeinde blieb leider ohne Ergebnis. Die Tasche blieb für immer verschollen.
Regelmässig war ich auch mit meiner Familie im Winter in Prägraten. Dann suchte ich die
einheimischen Sammler auf und erfuhr so manche Neuigkeit.
Wenn ein grösserer Fund gemacht worden war, dann konnte ich gleich mehrere aufsuchen, da nicht der
Schweizer Ehrenkodex galt, beteiligten sich auch Andere.
Angefreundet hatte ich mich mit dem bekannten Hinterbichler Sammler Anton Steiner mit dem ich
auch im Dorfertal war. Ich besuchte ihn oft in seinem kleinen Häuschen, eine schmale
Holzstiege hoch, da hatte er sein Zimmer. Aus einem kleinen Wandschrank holte er seine
Kostbarkeiten, rote Anatase oder ein Goldnnugget, das er aus der Isel gewaschen hatte.
Auf dem Tisch lag das zerfledderte Buch von Gasser "Die Mineralien Tirols" (1913),
das er bestimmt schon hundertmal durchgeblättert hatte. Er hatte eine Ausstrahlung und ein
unglaubliches Wissen - wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, wäre aus ihm bestimmt ein
Wissenschaftler geworden. Er glaubte an Telephatie - sein Blick ging immer in die Ferne.
Ich habe ein Tonband von ihm, wo er mit ausdruksvoller Stimme aus seinem Leben erzählt.
Das interessante Tondokument kann unten online angehört werden.
Wir waren mal wieder im März in Prägraten. Die Sonne stand schon ziemlich hoch und es hatte
in den letzten Tagen viel Neuschnee gegeben. Ich schlief unruhig, hatte im letzten Sommer
die Japanquarzfundstelle [Anmerkung: Fundstelle von Quarzen mit seltenen Japanerzwillingen] nicht besucht.
Frühmorgens ging ich durch hohen aber noch
gefrorenen Schnee zur Pebellalm. Ich schaffte es auch durch den Schnee in die Kluft zu kommen.
Es war alles ausgeräumt, es muss wohl jemand gesprengt haben. Mit viel Mühe gelang es mir
aber doch noch einige Calcitstufen mit kleinen Bergkristallen und etwas Titanit zu bergen.
Es war wärmer geworden und im hinteren Umbaltal donnerten die Lawinen zu Tal.
Ich war froh als ich wieder in Hinterbichl war, jetzt konnte ich wieder ruhig schlafen.
Vielleicht können sie einige Ausschnitte aus dem Bericht verwerten.
Ich hatte Ihre Internet Seite gesehen und war so begeistert, dass ich alles etwas impulsiv
gemacht habe. Ich sammle seit meiner Jugend Mineralien.
Ich hatte eine erstklassige Freiberger, Ehrenfriedersdorfer und Harzer Flussspatsammlung.
Ich bin 4 Wochen durch die Schweiz, habe die meisten Museen und viele Sammler besucht.
Und auch in Chamonix war ich. Aus Gesundheitsgründen suche ich heute nur noch in den Steinbrüchen der Eifel.
Der 83 jaehrige Hinterbichler Anton Steiner erzaehlt. Teil 1 (16'18")
00:00 Glückauf! Anton Steiner stellt sich vor
04:30 Ein Traum
08:38 Gold im Serpentin
12:55 Andere Gebiete
15:50 Neuzeitliche Sammler
Der 83 jaehrige Hinterbichler Anton Steiner erzaehlt. Teil 2 (11'53")
00:00 Alte Bergbaue
04.52 Liebe Leute
05:16 Japanquarze, Auswanderer, "Telepathie"
08:20 Schweiz, Feldspath, Matrei
09:32 Enkeltochter muntert zum Erzählen auf ... da müsste man ein Tagebuch haben
10:53 Bezüglich dem Bergbau
Der 83 jaehrige Hinterbichler Anton Steiner erzaehlt. Teil 3 (10'49")
00:00 Rundgang*
07:10 Lebenszeit eines Laiens
07:35 Fortsetzung Rundgang*
08:07 "Ist ja langweilig"
08:14 Geschichten und Sagen
10:29 Glückwunsch an die Zuhörer
Buch: "W. Osttirol - Naturjuwelen südlich des Felbertauern" von W. Stöhr, 2006, Studienverlag
(online bestellbar bei Lapis.de)
Hinweis 1:
Dieser Beitrag beruht auf Material und Informationen, die zwischen 1960 und 1985 zusammengetragen wurden.
Heute ist das Mineraliensammeln im Bereich des Nationalparks Hohe Tauern in Osttirol leider mit Ausnahme
von wissenschaftlichen Arbeiten verboten. Ob es Vorstösse gibt, hier eine Ausnahmeregelung analog dem Modell
Salzburg (s. VMÖ, Landesgruppe Salzburg) zu erreichen,
ist uns unbekannt.
Hinweis 2:
Leider ist Herr Torner ca. 2012 gestorben, hat aber einen Teil der Sammlung vorher dem berühmten
Mineralienmuseum Kirchler im Ahrntal in Südtirol
vermacht, wo einige der hier fotografierten Stufen besichtigt werden können.
Ohnehin ist das Museum einen Besuch wert - Qualität und Umfang der Sammlung von ostalpinen Mineralien kann kaum übertroffen werden:
Günter Torner hat die folgenden Bilder fotografiert. Die gezeigten Stufen stammen alle aus dem Gebiet südlich des Grossglockners in Osttirol,
sind zumeist Eigenfunde und zieren die Sammlung von Günter Torner.
Die Bildersammlung dokumentiert gut die Vielseitigkeit der im Gebiet vorkommenden Mineralien.