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Quarze mit Chloriteinschluss vom Nussing (Ö)
Ich heisse Mühlburger Sepp, bin 43 Jahre jung, verheiratet und wir
haben 3 Kinder. Wir wohnen in Prossegg bei Matrei in Osttirol. Schon
seit 25 Jahren suche ich Mineralien in den hohen Tauern. Durch meinen
Vater, Georg Mühlburger, kam ich und noch 3 meiner Brüder zu
diesem herrlichen Hobby. Leider ist seit 1992 das Abbauen von Mineralien
im Nationalpark Hohe Tauern (Tiroler Gebiet) verboten, was einen zwar
nicht abhält Mineralien zu sammeln (das Mitnehmen von
Handstücken ohne Werkzeug ist ja noch erlaubt).
Das Sammeln ist aber schon sehr eingeschränkt.
Natürlich führt dieses Verbot, bei den
Mineraliensuchern hier in Osttirol, zu viel Heimlichtuerei und
Misstrauen. Das heisst, was Fundort und Fundzeitpunkt angeht, sind in
der Öffentlichkeit viele ziemlich zurückhaltend, leider.
Ja, es ist schon etwas traurig, dass sich der Tiroler Teil des Nationalparks Hohe Tauern
schon fast schämt für die wunderbaren Mineralien, die hier vorkommen.
Denn wie ist es sonst zu verstehen, dass in keinem Prospekt, Internet oder im
Nationalparkhaus in Matrei etwas von Mineralien zu sehen bzw. zu hören ist?
Wie erwähnt, ist das Suchen von Mineralien mit Werkzeug im Nationalpark verboten.
Es konnte leider keine Lösung wie z.B. in Salzburg ausgehandelt werden.
Doch wäre es schon eine Bereicherung für den Nationalpark,
wenn den Besuchern diese wunderbaren alpinen Mineralien nicht vorenthalten würden.
Es müssten ja nicht alle Zonen für die Mineraliensuche freigegeben werden -
aber momentan lässt sich leider nichts daran ändern.
Einen Beitrag, von einem Fund von mir am Nussing, möchte ich
dennoch auf kristalle.ch publizieren - es müssen ja nicht alle
Beiträge immer nur aus der Schweiz kommen...
Zum Glück liegt der Nussing, 2991 m. ü. M. hoch über dem Felbertal
nur teilweise im Nationalpark Hohe Tauern. Ende August war ich nach längerer Zeit
wieder an dieser Kluft vorbeigekommen, wo ich schon vor ein paar Jahren
daran gearbeitet und Eis aufgetaut hatte. Damals waren leider fast alle
Bergkristalle zerstört gewesen. An diesem schönen Augusttag
sollte es anders kommen.
Am frühen Vormittag zwängte ich mich auf dem Bauch liegend in die
Kluft und kratzte mit dem Strahlerstock am Kluftende.
Da ich annahm, dass ich beim letzten Besuch die Kluft schon fertig ausgebeutet
hatte, waren meine Bemühungen eher lustlos.
Es dauerte aber nicht lange, da stellte ich fest, dass sich das Gestein durch
den warmen Sommer gelockert hatte und nach kurzer Zeit konnte ich die ersten
Bergkristalle, die in Chloritsand eingebettet waren, bergen.
Nach einigen schönen Stücken musste ich für diesen Tag Schluss
machen, da der Permafrost ein weiterkommen unmöglich machte.
So musste ich mich für die nächsten Tage mit Gasflaschen ausrüsten
um das Eis aufzutauen.
Die Besonderheit in dieser Kluft war, dass fast alle Bergkristalle Doppelender
waren, die ineinander verwachsen waren.
Im obersten Kluftbereich waren die Oberflächen der Kristalle weitgehend klar
und mit Chloriteinschlüssen versehen.
Weiter unten waren sie leider fast ganz vom schwarz-glänzenden Chlorit
überzogen und durchdrungen. Auch waren viele der Bergkristalle noch in
der Wachstumsphase abgebrochen und wieder zusammengewachsen (wodurch sich
interessante Krümmungen bildeten) und auch stark abkristallisiert.
Viele der teilweise filigranen Gebilde von Doppelendern zu Gruppen verwachsen
waren während ihrem Wachstum stark beschädigt worden, sind aber in
einer späteren Wachstumsphase grösstenteils wieder ausgeheilt.
Schöne Grüsse aus Matrei i.Ostt. von Sepp
Anschrift:
Sepp Mühlburger
Email: sepp.muehlburger@aon.at
Die Bilder:
Die beigefügten Bilder können die wirkliche Schönheit nicht ganz
widerspiegeln, da ich doch einige Schwierigkeiten hatte, diese dunklen Bergkristalle
ins rechte Licht zu rücken.
Anmerkung von Olivier Roth: dunkle Kristalle wie Morione oder eben die hier folgenden
chlorithaltigen Quarze gehören mitunter zur grössten Herausforderung bei
der Mineralienfotografie - einige der Bilder sind doch ganz gut gelungen!
Wir danken Sepp ganz herzlich für seinen Beitrag - der Fund ist interessant,
die Bilder zeigen besondere Kristallgebilde und zudem hat er auch noch eine klare und
unterstützenswürdige Meinung betreffend die Mineraliensuche in Osttirol.
Legende:
L=Länge, B=Breite, H=Höhe, KL=Länge Kristall, BB=Bildbreite, F=Fundort.
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Letzte Änderung dieser Seite: 03.11.2020 00:58:22
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