Strahlen im Riental (UR)
Kurt Worni war so freundlich und hat mir spannende Informationen und gute Fotos
seiner Strahlertouren ins Riental (vis à vis von Göschenen) im Kanton Uri zukommen
lassen. Daraus ist nun der folgende Beitrag entstanden - Herzlichen Dank an Kurt Worni.
Strahlen im Winter & Frühjahr
Als Hobbystrahler war für mich das Riental bei Göschenen absolutes
Neuland. Da ich auch ausserhalb der "Saison" strahlen wollte, empfahl
mir Olivier Roth, Präsident des
Studienkreis Zürcher Mineraliensammler,
das Riental, wo man auf ca. 1200 m Höhe Quarzbänder finden kann. In den
folgenden Auszügen gebe ich tagebuchartig meine Eindrücke über meine
Strahlertouren und Funde wieder.
Winter, 13. Dezember 2003
Heute ging ich das erste Mal ins Riental. Auch im Dezember kann man noch
Strahlen, obwohl die Erde schon recht gefroren war und sich vom Mittag
an immer wieder Steine von den extrem steilen Hängen lösten! Also war
das Risiko schon grösser und die zugefrorenen Seitenbäche wiederum
erschwerten die Überquerungen (siehe Foto).
Als ich bei einer grösseren Gesteinsformation Anzeichen von Quarzbändern
sah, habe ich überall gegraben, aber es kam nichts. Ich wollte schon
wieder gehen. Da nahm ich den grossen Strahlstock, würgte und
hebelte zwei riesige Felsen hinaus, einfach so aus Lust, diese
rauszubringen und um mich warm zu halten... und siehe da, dahinter lag
eine Kluft voller chloritisierter Bergkristalle. Die schönste Stufe kam
am Schluss hervor - eine Gruppe mit einem liegenden Kreuz. Der grosse
Doppelender misst 12 cm!! Den einzelnen kurrligen Strahl mit der gelben
"Verwucherung" an der Spitze ist auch sehr speziell. Das
blumenkohlartige gelbliche Mineral stellte sich später als kuglige Stilbite heraus.
Auf alle Fälle hatte ich riesig Freude an dem Fund, und die Kluft
scheint mir noch nicht fertig zu sein.
20. Dezember 2003
Ich war nochmals mit meinem Bruder Peter im Riental. Leider lag
nach dem kürzlichen Schneefall doch zuviel Schnee (20cm) im Tal, so dass
wir ausser meiner Kluft nicht Neues bearbeiten konnten. Und als wir
zwei, drei grössere Steine aus der Kluft entfernen wollten, fiel über
uns das ganze Felsdach zusammen. Wir mussten abbrechen und warten nun,
bis der Schnee im Frühling wieder weg ist, damit wir bessere
Sichtverhältnisse haben und das immer noch vorhandene Gestein über der
Kluft besser auf Abrutsch beurteilen können.
Frühling, 17. April 2004
War heute das erste Mal in diesem Jahr im Riental, wo ich ja die
Kluft mit der schönen Kreuzdoppelenderstufe fand. Trotz
intensiver Abtragarbeit kamen weiter hinten keine nennenswerte Funde
mehr hervor.
Dafür habe ich eine "Blumenkohlstufe" gefunden mit zwei schönen
"Blumenkohlperlen" (Stilbite) drauf, Durchmesser der "Perle" 1.2 cm.
Stilbit ist ein Zeolith-Mineral und kommt an gewissen Stellen wie z.B.
dem Riental etwas häufiger vor. Doch auch da liegt dieses Mineral
nicht einfach herum und muss erst gefunden werden - eine
spannende Sache.
Es ist schon recht anstrengend, nach langer Winterpause wieder
körperlich aktiv zu sein, war am Abend recht geschlaucht. Aber es
machte Freude, wieder zu buddeln und ich lerne immer mehr dazu, sehe das
Gestein heute mit anderen Augen als vor einem Jahr.
8. Mai 2004
Ich war heute wieder mit meinem Bruder im Riental, leider nur dicker Nebel!
Wir fanden dennoch kleine Klüfte mit Stilbiten, aber absolut keine
Bergkristalle. Und meine Kluft ist nun definitiv zusammengebrochen resp. der
Hang rutschte ab und verschüttete sie, so dass ich sie aufgeben musste.
30. Mai 2004
Und wieder kann ich ein paar Erfolgserlebnisse notieren!
Mein Bruder hat eine Kluft mit schönen Stilbit-Exemplaren gefunden.
Ich habe nur 5 Meter von der alten Kluft entfernt eine ansehnliche neue
Kluft geöffnet. Über 50 Kristalle verschiedenster Arten (schöner
Kristall mit vielen "Röhren", 8cm lang), eine Gruppe von 16cm Breite,
Adulare (7mm), glasklarer Bergkristall (6cm lang) u.s.w. konnten wir
"ernten". Und nur weil ich wieder einen riesigen Stein mit dem
Strahlstock wegstemmte, öffnete sich diese Kluft dahinter.
Es macht mir immer wieder Freude, auch in noch so abgesuchten Tälern
neue Klüfte zu entdecken!
Kurt Worni (EMail)
Die Funde
Wie beschrieben, stammen die gefundenen Mineralstufen aus mehreren Klüften.
Gefunden wurde:
Quarz: hell, häufig sehr klar und teilweise mit Chloritüberzug, manchmal mit den
für das Gebiet typischen röhrenförmigen Hohlräumen, die als "Anhydritröhren" bezeichnet werden.
Die grössten Quarze messen 12cm.
Chabasit: einzelne Kristalle bis 5mm auf Quarz aufsitzend.
Stilbit: in kugeligen Aggregaten bis 2cm Durchmesser.
Adular: in kleinen Kristallen bis 2cm.
Hämatit: einzelne kleine Blättchen.
Die Bilder:
Die folgenden Bilder von Kurt Worni dokumentieren die Fundgegebenheiten und die
ausgebeuteten Kristalle. Es werden hier lediglich die besseren Stücke dargestellt.
Legende: L=Länge, B=Breite, H=Höhe, LK=Länge Kristall, BB=Bildbreite.