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Die Mineralfunde der Schweiz von R.L. Parkeret al (1973, Wepf Verlag Basel)
und
Die Mineralien der Schweiz von M. Weibel
(2013, Verlag: Springer Basel AG; eBook)
abgebildeten Mineralien sind aus der erdwissenschaftlichen Sammlung der ETH-Zürich. Die Wichtigsten sind in focusTerra ausgestellt.
Geschichte der erdwissenschaftlichen Sammlungen
In diesem Kapitel sind Zusammenfassungen und Auszüge aus der Publikation
"Sammlungen und Archive der ETH Zürich, Wissenschaftliches Erbe für die Forschung der Zukunft" (von Thilo Habel und Stefan Wiederkehr, 2017, ETH-Zürich) enthalten.
Online findet man auch eine kurze Fassung der Geschichte des Departements Erdwissenschaften.
Diese enthält ein Diagramm mit der Abfolge aller erdwissenschaftlichen Professuren von den Anfängen 1855.
In dieser Publikation fehlen die Konservatoren. Für den Teil Mineralogie und Petrographie zählen auch
Prof. Robert L. Parker (1926-1963), Prof. Walter F. Oberholzer (1964-1993), Dr. Peter Brack (1994-2021), Dr. Andrea Galli (2022-heute).
Die Anfänge der Sammlungen
Die Anfänge der Sammlungen
Der Kanton Zürich erwarb 1837 die Sammlungsbestände der 1746 gegründeten Naturforschenden
Gesellschaft in Zürich und gliederte sie der 1833 gegründeten Universität Zürich ein.
Nach der Gründung des Polytechnikums 1855 wurden die erdwissenschaftlichen Sammlungen von
beiden Hochschulen genutzt und kamen mit dem Aussonderungsvertrag Anfang des 20. Jahrhunderts
an die ETH Zürich. Die mineralogische Sammlung als ein Hauptteil der erdwissenschaftlichen
Sammlungen befand sich anfänglich im ETH-Hauptgebäude und wurde vom Institut für
Mineralogie und Petrographie betreut.
Schausituation der erdwissenschaftlichen Sammlung im Hauptgebäude des Eidgenössischen Polytechnikums um 1910. Fotograf: unbekannt. ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Ans_05040)
Ab 1917 Im Lichthof im neuen Gebäude NO an der Sonneggstrasse
1917 wurde die Sammlung im Lichthof des von Gull in den Jahren 1912-1916 erbauten NO-Gebäudes
an der Sonnegstrasse 5 in Aufsatz-Pultvitrinen über den verschlossenen Sammlungsschränken ausgestellt
Blick in den Lichthof des NO mit den Aufsatz-Pultvitrinen (Bild nach 1943). Fotograf: unbekannt. ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Ans_00623)
Wichtige Schenkungen durch Privatsammler erfolgten. Zu nennen sind insbesondere
die Sammlungen von Dr. H.C. David Friedrich Wiser (1802 -1878)und des Schuhfabrikanten Eduard Bally-Prior (1847 -1926)
Informationen zu David Friedrich Wiser und Eduard Bally-Prior
David Friedrich Wiser entstammte einer wohlhabenden Eisenhändlerfamilie. Ab 1836
widmete sich Wiser ausschliesslich dem Studium der Mineralien, insbesondere der
Schweizerischen. Jährlich unternahm er Reisen in die Bergkantone, wo er mit
Strahlern und Sachkundigen einen guten Kontakt pflegte und viele Raritäten
erkannte und auch erwarb. Daneben hatte er sich ausgezeichnete Fachkenntnisse
erworben und pflegte einen regen Kontakt mit Mineralogen in ganz Europa. 1833
wurde die Universität Zürich gegründet und er war eng befreundet mit dem
damaligen Dozenten für Mineralogie, Arnold Escher von der Linth.
Gerne zeigte er in seinem Minerlienzimmer am Münsterhof 12 in Zürich interessierten
Gästen seine Schätze.
Wiser dokumentierte seine Stufen sehr exakt mit Fundortangaben,
Muttergestein, Besonderheiten der Mineralien inklusive Paragenese. Auch
publizierte er seine Erkenntnisse in Fachzeitschriften. 1842 berichtete Wiser
zum erstenmal über ein kleines Vorkommen "eines amianthähnlichen"
gelblich-weissen bis rötlichen seidenglänzenden Minerals am Gonzen bei Sargans,
welches nachher von ihm als wasserhaltiges, kohlensaures Mangan erkannt und von
Hofrat Ritter von Haidinger in dessen "Handbuch der bestimmenden Mineralogie"
(Wien 1845) mit dem Namen "Wiserit" bezeichnet worden war. In Anerkennung der
grossen Verdienste Wiser's um die schweizerische Mineralogie belegte A. Kenngott
alsdann ein von Wiser gesammeltes Mineral mit hohem Yttrium-Gehalt mit dem
Namen "Wiserin". In der nachher von K. Wartha durchgeführten chemischen
Untersuchung erwies sich dasselbe aber als Yttriumphosphat YPO oder Xenotim
wodurch der "Wiserin" als selbständige Mineralspezies hinfällig wurde. Wiser
bleibt trotzdem immerhin der Verdienst, dieses seltene, bisher in der Schweiz
völlig unbekannte Mineral in einer Reihe ausgezeichnet schöner Exemplare
entdeckt zu haben.
1846 schrieb Wiser, dass er beabsichtige, an einer
ausführlichen Beschreibung der "schweitzischen Mineralien" zu arbeiten, dass das
aber wegen seiner leider schlechten Gesundheit, länger dauern werde - und
schlisslich von ihm nie vollendet wurde. 1866 publizierte A. Kenngott des Buch
Die Mineralien der Schweiz, beschrieben nach ihren Eigenschaften und Fundorten
mit einer Widmung an Wiser "als bleibendes Zeichen der Anerkennung seiner
grossen Verdienste um die Mineralogie der Schweiz". In der Vorrede desselben
findet sich die Bemerkung, dass "die nachfolgende Beschreibung der Minerale
wesentlich auf der ausgezeichneten Sammlung von Wiser basiere, und dass der
Verfasser bei deren Studium durch die umfassende Sach- und Lokalkenntnis des
Genannten bezüglich der verschiedenen Vorkommnisse eine wesentliche
Unterstützung gefunden habe". Schliesslich wurde David Friedrich Wiser am 15.
März 1865 von der Universität Zürich "auf Grund seiner hohen Verdienste um die
Mineralogie der Schweiz" zum Doctor Philosophiae honoris causa ernannt.
1878 starb Wiser in Zürich. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb in einem Nachruf u.a.:
"David Friedrich Wiser vermachte laut Testament seine ganze Mineraliensammlung,
sowie seine sämtlichen auf die Naturwissenschaften Bezug habenden Bücher und
Apparate seiner Vaterstadt mit der Bestimmung, dass seine Sammlung unter dem
Namen "Wiser'sche Sammlung" in einem eigenen, hiezu bestimmten Zimmer neben der
grossen Sammlung im Polytechnikum aufbewahrt werde. Die Sammlung soll in
demjenigen Zustande, wie der Erblasser sie hinterlassen, erhalten bleiben, d. h.
sie darf weder vermehrt noch vermindert und zu keinen Zeiten, weder das Ganze
noch einzelne Teile der Sammlung, mit einer öffentlichen Sammlung verschmolzen
werden."
Bei der Durchführung der Neubauten an der Eidg. Tech. Hochschule wurde die
Wiser'sche Sammlung in das Naturwissenschaftliche Institut (Sonneggstrasse 5)
disloziert und ihr auf der Etage für die mineralogisch-petrographischen
Sammlungen im Südteil derselben ein besonderer grösserer Raum
zugeteilt (siehe Abbildung des Grundrisses weiter oben).
Es standen ihr dort 24 staubdicht verschliessbare Schaukästen mit
sechs Etagen zur Verfügung, auf welchen durchschnittlich je 15 Objekte
aufgestellt werden konnten, so dass es möglich war, von den 7928
Mineralstufen der Sammlung zirka 2200 sorgfältig ausgewählte Proben ästhetisch
befriedigend zur Auslage zu bringen, während die zugehörigen übrigen Beispiele
jeweilen in den unmittelbar unterhalb plazierten Schubladen genau in der
bisherigen Anordnung und Versorgung aufbewahrt bleiben werden.
Anmerkung: Exponate mit Inventarnummern mit vorangestelltem "Wi" stammen aus der "Wiser-Sammlung"
Eduard Bally-Prior (1847-1926)
Zwischen 1915 und 1920 bereicherte Eduard Bally-Prior die Mineralogisch-Petrographische Sammlung der ETH-Zürich
mit Schenkungen zahlreicher Mineralstufen.
Auszug aus einem Dankesbrief von Prof. U. Grubenmann von der ETH Zürich an E. Bally:
Zürich, den 12. VII. 1919:
"Hochgeehrter Herr!
Heute vor 8 Tagen erhielt ich just vor meinem Weggang zu einer Sitzung in Olten
Ihre so ungemein kostbare Schenkung von Mineralien zu Handen der mineralogischen
Sammlung der E.T.H. & leider kam ich vor heute nicht dazu, Ihnen dieselbe auf
das Wärmste zu verdanken. Sehr grosse Freude machen mir die Prachtstücke des
Dioptas, des Phenakites, Berylles & Zinkspinelles, die eine Zierde unserer
Schausammlung bilden werden und in nächster Zeit zur Ausstellung gelangen, denn
es gelüstet mich arg, diesselben in der Auslage zu sehen. Ich danke Ihnen aufs
Herzlichste für diese prächtige Aeuffnung!......
U. Grubenmann"
Der sehr umtriebige Eduard Bally war hauptberuflich Schuhfabrikant, war aber
auch Nationalrat und daneben in diversen Gremien aktiv. Er eröffnete 1910, als
Sammler naturkundlicher Raritäten, Mineralien und Meteoriten, die mineralogische
Sammlung im Museum Bally-Prior in Schönenwerd, das er 1926, nach einer
Bauerweiterung, kurz vor seinem Tod neu eröffnete.
Siehe auch Wikipedia: Eduard Bally
und Kristalle.ch: Mineralienmuseum Schönenwerd - ein Rückblick]
Ab 1970 nach dem Umbau des Lichthofes
Ab 1970 nach dem Umbau des Lichthofes
Mitte des 20. Jahrhunderst wurde im Lichthof ein grosser Hörsaal und Etagen mit Kompaktusanlagen eingebaut.
Während etwa 10 Jahren war in dieser Zeit die öffentliche Sammlung nicht mehr zugänglich.
1970 wurde im "verbleibenden Lichthof" die Sammlung wieder zugänglich gemacht.
Einen Eindruck vermittelt der Beitrag auf Kristalle.ch von 2001:
Geologisch-Mineralogische Ausstellung der ETH-Zürich
Anfangs der 2000er Jahre wollte man den ursprünglichen Charakter des Lichthofs wieder einigermassen herstellen
und entsprechend wurden diverse Einbauten inklusive der Schausammlung zurückgebaut.
Einige Professoren waren der Meinung, dass Schausammlungen veraltet seien und nicht
mehr ins NO gehörten. Glücklicherweise gaben mehrere Vertreter insbesondere aus dem Bereich
Geologie und Erdwissenschaften genügend Gegensteuer und so entstand die Idee von focusTerra.
die von den Kuratoren der beiden erdwissenschaftlichen Sammlungen (Milena Pika-Biolzi und Peter Brack) ausging.
Der aufwändig restaurierte und teilweise wieder hergestellte Lichthof erhielt
2009 nach einem komplexen Planungsprozess eine neue Ausstellungsarchitektur durch das
Büro Holzer Kobler Architekturen.
Die dauerhafte Bespielung von focusTerra befindet sich in einem Turm-Einbau an
einer Seite des grossen Lichthofs. Der Turm verfügt über drei Ebenen mit
umlaufenden Vitrinenschächten und verwinkelten Kabinetten.
Die drei Themenbereiche entwickeln einen klaren Ortsbezug zur Schweiz, zu den Alpen und
zu Zürich:
focusTerra: Dynamik der Erde:
Die unterste Ebene zeigt Meteoriten, Vorgänge im Erdinneren, Alpenfaltung u.v.m.
Der Bereich zur Geophysik und Plattentektonik steht in enger
Verbindung zur Präsentationswand des Schweizerischen Erdbebendienstes.
focusTerra: Schätze der Erde:
Die Erdkruste mit ihren Mineralien, Edelsteinen und Rohstoffen ist Gegenstand der mittleren Ebene, wobei der Schwerpunkt bei Alpinen Kluftmineralien liegt.
Daneben sind auch Kristallformen, Kristallwachstum, Edelsteinmineralien, Nutzung von Mineralien u.v.m. in der Ausstellung zu finden. Etwas über 70 Exponate
sind alpine Zerrkluftmineralien, ungefähr 20 Mineralstufen stammen aus metamorphen Gesteinen und etwa 40 Edelsteinminerale werden ausgestellt.
focusTerra: Archive der Erde:
Zuoberst werden die Landschaftsentwicklung um Zürich,
Erosion und Ablagerung von Gesteinsmaterialien, die Klima- sowie die
Erdgeschichte anhand von pflanzlichen Fossilien thematisiert.
Heute gehört focusTerra organisatorisch zur ETH-Bibliothek und
wird von dieser gemeinsam mit dem Departement Erdwissenschaften betrieben.
Die verschiedenen erdwissenschaftlichen Sammlungen unterstehen hingegen
dem Departement für Erdwissenschaften.
In der Zusammenarbeit mit den Erdwissenschaftlichen Sammlungen liegen grosse
Chancen für focusTerra und die Wissenschaftskommunikation der ETH Zürich. Bei
der strategischen Weiterentwicklung von focusTerra liegt das Hauptaugenmerk auf
der Konzeption der Wechselausstellungen.
Die erdwissenschaftlichen Sammlungen
Die Gesamtzahl der mineralogisch-petrographischen Stücke liegt heute bei ungefähr 90'000.
Neben dem äusserst preziösen Ausstellungsmaterial (z. B. alpine
Minerale, Edelsteine, Erze), das in focusTerra bestaunt werden kann, sind
aus wissenschaftlicher Sicht die Typmineralien
vorrangig und unersetzbar. Die historischen Sammlungen Wiser und Bally-Prior
stehen symbolhaft für das private Sammeln in der Schweiz und machen deutlich,
dass die ETH Zürich als sicherer Verwahrungsort geschätzt wurde und wird.
Heute wächst die Sammlung vorwiegend durch Schenkungen von Privatpersonen.
Zu nennen sind beispielhaft die Sammlungen von Carlo Taddei
(siehe Bericht zur Sonderschau Tessin, 2009)
und Dr. med. Georg Kern mit etwa 5000 Stücken.
Kriterien für deren Annahme sind die Relevanz für die Forschung und die Eignung
als didaktisches Demonstrations- und Übungsmaterial. Spezialobjekte für
Sonderausstellungen werden ebenfalls entgegengenommen. Der Schwerpunkt liegt bei
ästhetischen und qualitativ ausgezeichneten Objekten mit Bedeutung für die
Schweiz und die Alpen. In der hier hauptsächlich als Quelle verwendeten Schrift "Sammlungen und Archive der ETH
Zürich, Wissenschaftliches Erbe für die Forschung der Zukunft" steht auf Seite 24:
«Für die Bewertung der Mineralogischen Sammlung ist das "Strahlen", also die Jagd
nach Kristallen in den Bergen als ein schweizerisches Spezifikum der
volkstümlichen Wissenschaftsaneignung, in Rechnung zu stellen.»
Wunderbare Eisenrosen bis zu 9 cm Durchmesser, von hervorragender Qualität mit wunderbarem Glanz stammen aus der "Wiser-Sammlung".
Sie wurden um 1850 gefunden. Wegen dem Baus des Gotthardeisenbahntunnels (1872-1882) wurde Göschenen in dieser Zeit per Zug zugänglich und so konnte
Wiser relativ bequem per Bahn nach Göschenen reisen (vorher war diese Region nur zu Fuss, zu Pferd oder per Kutsche erreichbar) und von da Strahler und lokale Händler besuchen.
Da seit 1838 auch das neue Gotthard-Hospitz fertig gestellt war, kamen immer mehr Reisende dahin, so auch Wiser.
1951 schrieb er über den Jahrhunderfund vom 3. Oktober 1851 am Poncionetto TI (SE Pizzo Lucendro)
"Eisenrosen in bis jetzt nie gesehener Grösse und Schönheit".
Die beste Eisenrose des Fundes (Bild oben in der MItte) misst 9 x 8 x 7 cm und wiegt 772 g. (Quelle: Lapis 2020, Heft 2).
Stefan Weiss hat sich intensiv mit den Funden befasst und unter dem Titel "Eisenrosen vom Gotthard, Schweiz (I & II)"
in den Lapis-Heften 2020, Heft 2 (Seiten 22-38)
und 2020 Heft 4 (Seiten 21-35) publiziert.
Wie in anderen Mineralienmusen befindet sich auch an der ETH einer der grossen Morion-Spitzen vom berühmten Fund von 1868 vom Tiefengletscher.
Der grosse Morion-Kristall wiegt 40 kg, ist etwa 50 cm hoch, hat einen Durchmesser von 18 cm und einen Umfang von 73 cm.
Der Fund am Tiefengletscher ist ausführlich beschrieben von Edwin Gnos (Schweizer Strahler 1/2018
und 2/2018). Die Fundgeschichte war eigentlich ein Raub, der bei einer Nacht- und
Nebelaktion von Bernern auf Boden des Kantons Uri begangen worden war. Gemäss
Gnos (2/2018) hat Fellenberg 1868 das Inventar aller Kristalle in den Lagern in
Oberwald auf der Grimsel und in Guttannen erstellt. Wenn Fellenberg auch die
Stücke dazurechnete, die bereits verkauft waren, ergab dies ein Gesamtgewicht
von 14'500 kg! Etwa 140 Spitzen mit einem Gesamtgewicht von 5150 kg bezeichnete
von Fellenberg als Museumsstücke. Wie Gnos beschreibt, sind mindestens 62
Kristalle von mehr als 1.5 kg aus diesem Fund mit einem Gesamtgewicht von 2030.2
kg in 12 Mineralienmuseen zu besichtigen. Eine sehr grosse und sehr schöne
Gruppe dieses Fundes befindet sich heute im
Naturhistorischen Museum Bern.
Leider sind sehr viele Stücke dieses Fundes weiterhin verschollen.
Ende der 1950er Jahre gelang Giusep Venzin aus Fuorns am Lukmanierpass (GR)
ein toller Fund von Adularen im Val Cristallina an der Starlera (GR).
Die Fundumstände sind beschrieben in Kristalle.ch: In Memoriam: Giusep Venzin-Bearth
Stufen aus diesem grossen Fund gingen an Museen in alle Welt.
Die wohl schönste Stufe dieses Fundes konnte von der ETH 1962 erworben werden.
Im Oktober 1896 wurde in dieser Richtung von dem findigen Krystallsucher
oder "Strahler" Johann Peter Stoffel (1) von Vais im Lugnetz am dortigen Piz
Aul ein Vorkommen entdeckt, das an glänzender Schönheit und Grösse der
Stufen alles bisher Bekannte weit übertrifft; neben einer geringeren
Zahl grösserer Stücke konnten gegen dreihundert kleinere
rutildurchwachsene Bergkrystalle gewonnen werden. Der grösste Teil der
Ausbeute gelangte in den Besitz des Mineralienhändlers
Carl Caveng in Disentis (im Sommer in Chiamut), der durch die
freundliche Vermittlung des Herrn Prof. Karl Hager (P. Carol) von der
dortigen Klosterschule im Februar 1897 den Schreiber dieser Zeilen zur
Besichtigung des ganzen Fundes einlud, indem beide Männer von der
patriotischen Eingebung geleitet wurden, wenn immer möglich, die
grössten, schönsten und interessantesten Fundstücke dem Vaterlande zu
erhalten. Die Winterfahrt in's Bündneroberland hatte den gewünschten
Erfolg und auf der Rückreise bot sich in Ilanz die unerwartete
Gelegenheit, noch ein weiteres Prachtstück des kostbaren Fundes zu
erwerben. Der schweizerische Schulrat, der Zürcher Hochschulverein und
eine Reihe von Mitgliedern der zürcherischen naturforschenden
Gesellschaft boten in verdankenswerter und uneigennütziger Weise durch
Gewährung namhafter Beiträge die Mittel, um die getroffene Auslese für
die mineralogische Sammlung des eidgen. Polytechnikums zu acquirieren.
Sie bildet, in eine Gruppe vereinigt, nunmehr eine stolze Zierde
dieses Museums. Einige schöne Stücke blieben im Kloster Disentis, andere
kamen in die Museen von Bern und Fribourg; einige wenige wurden nach
Paris und an nordamerikanische Sammlungen verkauft.
Illustration in der Publikation von U. Grubenmann von 1899
Ueber Pfingsten 1897
war es möglich, in Begleitung des Herrn Caveng und P. Carol mit einigen
Studierenden des Polytechnikums, unter Führung von Stoffel, der Fundstelle
einen Besuch abzustatten, wobei leider eingetretenes Nebel- und Regenwetter
die beabsichtigte gründliche Untersuchung der Lagerstätte stark beeinträchtigten.
Wir trafen dieselbe, von Vals-Platz im Lugnez ausgehend, nach dreistündigem
Aufstiege nördlich der Fourcla de Patnaul (2777 m.ü.M. (2)) in einem Felsenriff
am Fusse der ca. 250 m hohen gegen Süden abfallenden Felswand des Piz
Aul. Sie bildet in einer Höhe von 2850 m eine Kluft von 6 m Tiefe und
durchschnittlich 40 cm Breite. Das dortige Gestein ist ein graugrüner,
quarzreicher Glimmerschiefer, der in den Dünnschliffen merkwürdiger
Weise keine Rutile auffinden liess; die ganze Felspartie soll aber ein
ergiebiger Fundort nicht bloss für Rutile, sondern auch für schöne
Anatase und Brookite sein. Nach der Untersuchung von Prof. Heim 1) gehört es zur Zone der sogenannten
Bündnerschiefer. Die Schichten streichen dort Ostwest mit 10° gegen
Nordwest und fallen unter 30° gegen Nordnordost; auch die Kluft zieht
Nordnordost und fällt mit 60° nach Westnordwest. Sie steht somit
ungefähr senkrecht auf dem Schichtstreichen und hat daher aller
Wahrscheinlichkeit nach den Charakter einer Zerrkluft,
die normal liegt zur Richtung des grössten Zuges. Wie die
meisten derartigen Klüfte in kieselsäurereichen Gesteinen war sie ganz
oder teilweise ausgefüllt mit Quarz, der in stengeliger Absonderung im
obern Teile auch jetzt noch erhalten ist. Die Wände des unteren Teiles
hatten sich, wie Stoffel angibt, besetzt mit Hunderten von weissgrauen
bis farblosen Bergkrystallen, von denen die Mehrzahl
einen grossen Reichtum an Rutileinschlüssen zeigte. Erst nach
Wegsprengung der am Eingange liegenden Hindernisse gelang es ihm, diesen
ungewöhnlichen Fund zu erreichen, der merkwürdigerweise in einem wahren
Bette loser Rutilnadeln lag. Nur mit grösster Anstrengung konnten die
aufsitzenden Quarze aus der engen Kluft losgehauen werden, was leider
nicht ohne mehrfache und sehr bedauerliche Verletzung der Krystalle
geschah. Aus dem Schutte, der vor der Fundstätte lag, konnte jeder von
uns noch zahlreiche kleine, rutilerfüllte Bergkrystalle, sowie einzelne
Fetzen des ursprünglichen Rutillagers auslesen, sodass wir mit gefüllten
Taschen und sehr befriedigt die merkwürdige Stätte verliessen.
Es lohnt sich, die interessantesten und grössten Krystalle dieser
Lagerstätte genauer anzusehen, um an ihnen eine Vorstellung vom Ganzen
zu gewinnen. Für die vier am meisten charakteristischen Formen sind in
beiliegender Tafel, deren schöne Ausführung sich das hiesige
"Polygraphische Institut" in sehr verdankenswerter
Weise angelegen sein liess, spezielle Einzelbilder aufgenommen,
die den Wechsel im Habitus möglichst naturgetreu wiedergeben.
(1) auf Romanisch Gion Pieder
(2) diese Angabe ist wohl falsch. Im Volksmund heisst ein Felsband auf ca. 2580-2680m "Hanspeter Löcher"
und auf der Karte der Schweizerischen Eidgenossenschaft (Lk 1234 Vals) ist auf 2560m eine Gebäuderuine mit "Hanspeter Hütta" angeschrieben.
Im Artikel von Grubenmann werden die Kristalle auch genau beschrieben.
Diese Rutilquarze gehören auch heute noch zu den besten ihrer Art, die je in Europa gefunden worden sind.
Sie zeichnen sich durch eine ausserordentliche Dichte der goldenen Rutilnadeln aus, die auch das normale Wachstum der Quarze beeinflusst haben.
Viel besser als Worte beschreiben die Bilder und die
120°-Ansicht diesen Fund.
Fundort-Foto (bei xB) aus 'Über Alpine Minerallagerstätten' 1917 (1. Teil) von J. Königsberger Seite 15
Peter Indergand-Helfenstein, Sohn des Strahlers Peter Indergand-Wipfli, hat den
spektakulären Fund (grössten Zerrkluft der Gegend) seines Vaters
unter dem Titel "Krönung einer Strahlerlaufbahn" ausführlich beschrieben
(nachgedruckt in: Peter Indergand, 1963, "Kristallhöhlen und ihre Schätze" Sicher-Dittli (Druck), Göschenen.).
Details zur Fundgeschichte
Krönung einer Strahlerlaufbahn
Im September 1945 gelang dem Strahler Peter Indergand-Wipfli aus
Göschenen, Kanton Uri, ein einmaliger und spektakulärer Kristallfund
in einer Zerrkluft am Grossen Bielenhorn am Tiefengletscher, an einer
Felsrippe, die sich nordöstlich vom Galenstock hinunterzieht. An einem
Quarzband zeigten sich Anzeichen einer Kristallhöhle, die aber
vollständig mit Eis gefüllt war. Nach dem Wegschaffen des Eises am
Rande des Gletschers mit dem Pickel, erscheinen einige
Kristallspitzen, die ganze Ausbeute eines Tages. Diese Kluft sollte
jedoch der Auftakt zu einem der grössten Quarzfunde dieser Gegend
werden. Noch einige Male steigt der Strahler in den kommenden Wochen zu
dieser Kluft hinauf, denn er ist überzeugt, dass sie ungeahnte
Schätze birgt. Schlechte Witterung und Kälte behindern aber weitere
Arbeit erheblich. Er lässt sein Werkzeug in der Kluft zum Zeichen der
Besitzergreifung, um im nächsten Sommer mit der Ausbeute zu beginnen.
Im Juni 1946 ist es soweit, der Kluftzugang liegt noch metertief unter
dem Schnee, um mit dieser mühsamen Arbeit zu beginnen. Wind und Wärme,
die in diesem Sommer die einzigen, wichtigsten und verschwiegensten
Helfer und Mitarbeiter von Indergand sind, helfen mit, den in der
Kristallkluft harten Firn und das Eis wegzuschmelzen. Nun kann die
Arbeit mit den üblichen Strahlerwerkzeugen beginnen: Hammer, Meissel,
Schlegel, Pickel, Schaufel, Strahlstock und Sprengstoff. Dazu kommen
noch Lötlampen, Petroleumbrenner und Brennholz, um die Schnee- und
Eisschmelze in der Höhle zu beschleunigen. Bauholz für einen
eventuellen Einbau sowie Bretter werden heraufgetragen, die auf den
Kluftboden gelegt werden, um ein Arbeiten im Gletscherwasser
überhaupt erst zu ermöglichen.
Tagtäglich steigt Peter Indergand-Wipfli, der Sohn eines Bergbauern und
bekannten Strahlers zu seiner auf 2800 m ü.M. gelegenen Höhle. Sein
Tagwerk beginnt morgens um vier Uhr mit einem anstrengenden Aufstieg
und endet abends um acht Uhr beim Hotel Tiefengletscher an der
Furkastrasse. In seinem Tagebuch schreibt der Strahler am 2. August
1946: "Zum ersten Mal durchs Eis die Umrisse einer anscheinend
aussergewöhnlichen Kristallgruppe gesehen". Am 13. September gelingt
Indergand die Gruppe aus der Kluft herauszunehmen, zu verpacken und
anfangs Oktober allein mit dem "Heimtransport" über den Gletscher zu
beginnen. Die Kristallstufe hat ein Ausmass von 90 x 60 x 45 cm und
wiegt 180 kg, mit etwa 50 Spitzen, von denen die
längste 45 cm misst. Sie befand sich am Ende einer acht Meter langen
Zerrkluft, deren Höhe zwischen 70 cm und 120 cm schwankt und die
maximal 150 cm breit ist. Ganz alleine zieht und schiebt er die Gruppe
aus diesem Loch, dessen Boden mit Wasser, Schlamm, Eis und
scharfkantigen Kristallsplittern belegt ist. Danach erfolgt in
mühsamer Arbeit die weiteren Ausbeutung der noch mit vielen Kristallen
bestückten Kluft.
Weiter schreibt Peter Indergand-Helfenstein:
Mit diesem Fund hatte mein Vater seine
Strahlerlaufbahn gekrönt. Ein heimtückisches Leiden begann an ihm zu
zehren. Er, der im Herbst 1946 u. a. eine 180 kg schwere Quarzgruppe
dem Berg abgerungen hatte, vermochte ein Jahr später nicht mehr einen
Kaffeelöffel zum Munde zu führen. Am 16. Februar 1948 ging er, erst
45-jährig, mit stillem Lächeln über die Berge, hinüber ins andere Leben.
Diese grosse, sensationelle Bergkristallgruppe wurde an der Brüsseler
Weltausstellung 1958 im Schweizerpavillon den staunenden Besuchern
gezeigt. Dann stand sie Jahrzehnte, als Andenken an seinen Vater, im von Peter Indergand-Helfenstein
geführten Mineraliengeschäft am Bahnhofplatz in Göschenen, zur freien
Besichtigung. Schliesslich gelangte die Gruppe dank Unterstützung von Dr. Ch. Kerez (Zürich) und
der Vontobel Stiftung (Zürich) an die ETH in focusTerra.
In focusTerra ist die riesige Rauchquarzstufe in einer 5-eckigen Vitrine von allen Seiten zu
sehen. Der Kristall ist ohne Zweifel das Prunkstück dieser Ausstellung. Nebem dem Kristall
sind Fotos von den Fundumständen und ein Kurzfilm über die Kluft zu sehen.
Praktisches
Die Ausstellung kann während den Öffnungszeiten der ETH-Zürich ausser Samstags gratis besucht werden.
Genaue Angaben sind auf der Website von focusTerra zu finden.
Auf dieser Website wird auch über Anlässe und wechselnde Ausstellungen in der Haupthalle informiert.
Für die Anreise empfiehlt sich der ÖV (Tram & Bus-Haltestelle ETH/Universitätsspital).
Der Eingang befindet sich an der Sonneggstrasse 5. in Zürich
Die folgenden Bilder geben Eindrücke wieder, wie sie bei diversen Besuchen in der Zeit von 2009 - 2024 gewonnen werden konnten.
Legende:
B=Breite, BB=Bildbreite, BH=Bildhöhe, H=Höhe, L=Länge, KL=Kristallänge.
Man beachte, dass die Grössenangaben Schätzwerte sind.
Die am Schluss angegebenen Nummern sind Inventar-Nummern
Die Darstellung kann gewechselt werden:
Liste
oder
Leuchtbilder
Im Leuchtbild-Modus (benötigt Javascript!) kann auch mit den Pfeiltasten (vor- bzw. rückwärts) und der 'Esc'-Taste (verlassen) navigiert werden.